Was ist Diabetes?
Diabetes mellitus (im Folgenden kurz: Diabetes) ist der Fachbegriff dafür was umgangssprachlich als Zuckerkrankheit bezeichnet wird. Diabetes gehört neben der Fettstoffwechselstörung zu den häufigsten Stoffwechselkrankheiten in Deutschland: Mehr als vier Millionen Menschen - hauptsächlich ältere Frauen und Männer - sind davon betroffen.
Beim Diabetes ist die Zuckerverwertung des Organismus gestört. Ein zu hoher Gehalt an Zucker im Blut (Hyperglykämie) ist das auffälligste Zeichen dieser Stoffwechselstörung. Es handelt sich um eine chronische, also nach ihrem Auftreten lebenslange Erkrankung.
Man unterscheidet zwei Typen von Diabetes: Diabetes Typ-1 und Diabetes Typ-2. Im Prinzip sind dies zwei völlig verschiedene Krankheiten, die allerdings dieselbe Wirkung haben: Ein erhöhter Blutzuckerspiegel.
Typ-1 Diabetes (früher: jugendlicher Diabetes) tritt meist vor dem 40. Lebensjahr auf und ist dadurch gekennzeichnet, daß der Körper kein Insulin mehr produziert. Typ-1 Diabetiker müssen ihr Leben lang Insulin spritzen.
Typ-2 Diabetes (früher: Altersdiabetes) tritt erst im fortgeschrittenen Lebensalter auf. Die Betroffenen sind häufig übergewichtig. Die Behandlung besteht zumeist allein aus einer gesunden, kalorienreduzierten Ernährungsumstellung oder in Kombination mit blutzuckersenkenden Tabletten. In zahlreichen Fällen ist diese Behandlung nach einigen Jahren nicht mehr wirksam, so daß auch hier eine Umstellung auf Insulin erforderlich wird.
Welche Ursachen hat Diabetes?
Bei den Ursachen von Diabetes müssen wir Typ-1 Diabetes und Typ-2 Diabetes unterscheiden.
Ursachen von Typ-1 Diabetes
Der Typ-1 Diabetes gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Er entsteht nicht ganz plötzlich von heute auf morgen und hat nichts mit zuviel Zucker in den Nahrung zu tun.
Typ-1 Diabetes entsteht über viele Jahre durch eine chronische fortschreitende Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Ist ein bestimmtes Maß der Schädigung erreicht, entwickelt sich ein Typ-1 Diabetes recht schnell - meist über wenige Wochen.
Drei Faktoren spielen eine wesentliche Rolle, warum ein Familienmitglied an Diabetes erkrankt, ein anderes Mitglied dagegen gesund bleibt:
Erbliche Belastung
Typ-1 Diabetes ist wesentlich weniger erblich als der Typ-2 Diabetes. Oft ist bei Ausbruch der Zuckerkrankheit unter der Verwandten noch kein weiterer Fall von Diabetes bekannt. Trotzdem haben Geschwister und Kinder von Typ-1 Diabetikern immerhin ein Risiko von etwa 5% auch an Typ-1 Diabetes zu erkranken.
Fehlsteuerung des Immunsystems
Umweltfaktoren
Ursachen von Typ-2 Diabetes
Kennzeichen des Typ-2 Diabetes ist das Übergewicht bei der Mehrzahl der Patienten. Nur ca. 20% haben annähernd normales Körpergewicht.
Ursache ist hier nicht die Schädigung der insulinproduzierenden Zellen (Langerhansschen Inseln) der Bauchspeicheldrüse und der schwere Insulinmangel, sondern es liegt eine unzureichende Wirkung des Insulins und daher ein relativer Insulinmangel vor: Die Bauchspeicheldrüse produziert eigentlich genügend Insulin, aber der Einstrom des Blutzuckers in die Zellen der meisten Körperorgane (Muskulatur, Leber, ..) ist gestört. Dieses nennt man Insulinresistenz. Um das zu beheben wird mehr Insulin als normal benötigt. Die Bauchspeicheldrüse wird überfordert und ihre Funktion nimmt demzufolge allmählich ab.
Für die Entstehung des Typ-2 Diabetes werden neben der erblichen Veranlagung hauptsächlich folgende auslösende Faktoren verantwortlich gemacht:
Falsche Ernährung mit Übergewicht und Fettsucht
Bewegungsmangel
Streßfaktoren (Infekte, Operationen, andere akute Erkrankungen)
Medikamente (z.B. Kortison)
Insbesondere das Übergewicht fördert die Entstehung des Typ-2 Diabetes. Durch die Verhinderung von Übergewicht kann in vielen Fällen der Ausbruch der Krankheit vermieden oder zeitlich verschoben werden. Eine Gewichtsreduktion durch eine geeignete Ernährung führt häufig zur Abnahme der Insulinresistenz und somit zur Normalisierung des Blutzuckers.
Was ist Insulin und wozu dient es?
Insulin ist ein Hormon das in der Bauchspeicheldrüsen (in den sog. Langerhansschen Inseln) gebildet wird. Insulin ist das einzige Hormon des Körpers, das einen Abfall des Blutzuckerspiegels bewirkt.
Kohlenhydrathaltige Nahrung (Brot, Kartoffeln, Obst, Reis, Zucker, ...) wird im Magen und Darm in Einfachzucker (Glukose) umgewandelt. Die Glukose wird dann über die Blutbahn zu den Körperzellen transportiert. Damit die Glukose aus der Blutbahn in die Körperzellen eintreten kann, wird Insulin benötigt. Man kann das Insulin mit einem Schlüssel vergleichen, der die Tür der Körperzellen für den Eintritt von Glukose öffnet. Mit Hilfe von Insulin kommt die Glukose aus dem Blut in die Zellen. Folglich sinkt dadurch der Blutzuckerspiegel. Ohne Glukose können die Organe - insbesondere das Gehirn - nicht funktionieren. Die Aufrechterhaltung eines bestimmten Blutzuckerspiegels ist daher lebensnotwendig.
Nach der Nahrungsaufnahme und der Verdauung steigt der Blutzuckerspiegel an. Beim gesunden Menschen bewirkt ein erhöhter Blutzuckerspiegel, daß die Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin abgibt. Der Diabetiker muß das Insulin per Injektion zufügen.
Kann man das Insulin auch schlucken?
Nein! Insulin ist ein Eiweißkörper und würde bei oraler Einnahme (in Form von Tabletten, o.ä) im Magen verdaut werden. Das Insulin wäre dann unwirksam, da es bei oraler Einnahme nicht in die Blutbahn kommt, um dort seine Wirkung aufzunehmen.
Daher muß Insulin immer gespritzt werden.
Woran erkennt man, daß man Diabetes hat?
Die Diagnose Diabetes beruht auf dem Nachweis erhöhter Zuckerwerte im Blut, sowie der Ausscheidung von Zucker im Harn.
Verdacht auf Diabetes besteht, wenn Symptome wie Durst, viel Harn, Gewichtsabnahme und Mattigkeit auftreten. Diese Symptome treffen besonders für den Typ-1 Diabetes zu.
Der Typ-2 Diabetes verläuft häufig ohne oder nur mit wenig ausgeprägten Symptomen. Er wird dann meist eher zufällig während einer Routineuntersuchung festgestellt.
Was ist denn so schlimm am Diabetes?
Diabetes ist eine heimtückische Krankheit, denn: Diabetes tut nicht weh!
Viele Menschen merken nicht, daß sie einen erhöhten Blutzucker haben. Eigentlich fühlt man sich ganz normal, wenn man mit einem Blutzucker von 200 mg/dl oder 250 mg/dl herumläuft. Aus diesem Grund bleibt der Typ-2 Diabetes bei älteren Menschen auch häufig solange unentdeckt.
Heimtückisch ist die Krankheit, weil ein schlecht eingestellter Diabetes oft nach mehreren Jahren zu Folgekomplikationen (den sog. Spätschäden) führt. Besonders betroffen sind die kleinen Blutgefäße (diabetische Mikroangiopathie), vor allem am Augenhintergrund und an den Nieren. Veränderungen in den großen und mittleren Gefäßen (diabetische Makroangiopathie) schädigen Gehirn, Herz und Beine. Auch die Nerven können in Mitleidenschaft gezogen werden (diabetische Polyneuropathie).
Zu folgenden Folgekomplikationenen kann es kommen